Erwerbstätige müssen mehr Geld zur Verfügung haben als Empfänger von Sozialleistungen. Es sei ein falsches Signal, wenn sich der Lohnabstand verringere. Dies ist die Meinung von Christian Lindner (FDP). Er nennt dabei Jens Spahn’s Kritik berechtigt.
Erwerbstätige müssen mehr Geld zur Verfügung haben als Empfänger von Sozialleistungen. Es sei ein falsches Signal, wenn sich der Lohnabstand verringere. Dies ist die Meinung von Christian Lindner (FDP). Er nennt dabei Jens Spahn’s Kritik berechtigt.
Ich weiß, es wird hier nicht gerne gehört und ist schwierig in Social Media differenziert zu diskutieren, versuche es aber trotzdem mal.
Ich finde das Argument „ Erwerbstätige sollten mehr als Sozialempfänger haben“ vernünftig. Und ja, man könnte und sollte den Mindestlohn erhöhen. Nur: die Sozialleistungen setzt und bezahlt der Staat selber. Er zwingt niemanden höhere Kosten auf. Beim Mindestlohn jedoch schon. Da müssen es dann AG‘s zahlen und nicht der Staat. Mich nervt es ja auch massiv, dass der Staat mir immer mehr Kosten aufdrückt wie höhere Pflegevers, Krankenvers, Rentenbeiträge, Solibeitrag, und und und
Ich finde es sollte grundsätzlich ein gewisser Geldabstand zwischen staatliche Transferleistungen, ungelernten Jobs, einfachen, komplexen und sehr verantwortungsvollen Jobs geben. Warum? Weil die Leute in den oberen Lohngefügen auch viel Lebenszeit und -kraft aufwenden dahin zu kommen. Der AG zahlt denen das ja nicht, weil er so spendabel und nett ist. Wenn der Aufwand sich subjektiv nicht mehr lohnt, dann macht das keiner mehr und schiebt lieber die einfache Nummer, denn das reicht ja auch zum Leben.
Wie seht ihr das? Mindestlohn weiter hoch und plötzlich arbeiten deutlich mehr Leute zum Mindestlohn, weil die einfachen Jobs vom Mindestlohn eingeholt werden?
Ein gewissen Abstand sollte es geben, klar. Dies kann aber nur durch eine Steigerung der Löhne erfolgen. Hierzu ein paar Gedanken um an deinen Kommentar anzuknüpfen:
Puh viele Punkte. Stumme ich auch überall zu. Nur, wie kommt man da hin? Wo kommt das Geld her? Ich habe dad Gefühl, dass die Politik sich in letzter Zeit überschlägt mit Milliardenpaketen. Das ist mit echt zu viel. Die können das Geld doch nicht immer nur rauskloppen und anschließend neue Steuern ausdenken und ein dazugehöriges Formular. Der Solidaritätsbeitrag war mal ursprünglich für den Aufbau der ExDDR gedacht. 30 Jahre später zahle ich den immer noch. Das Geld wird jetzt für was anderes verwendet.
Von den Milliarden für den demographischen Wandel (Rente, Pflege, Kranken) und dem Klimawandel fange ich mal nicht an.
Achso, wo kommt das Geld vom Staat her? Zum größten Teil aus Lohneinkommen/ Einkommenssteuern. D.h. obere Einkommen noch stärker besteuern. Und obere fängt inzwischen schon bei über dem Median an/ obere Hälfte.
Hier müsste ich eine extrem lange Antwort schreiben, daher nur ein paar Stichpunkte:
Der Soli war nie dazu gedacht, nur die Kosten der Einheit zu finanzieren. Er sollte auch die Kosten des Golfkriegs mit tragen. Natürlich könnte man ihn streichen und dafür einen neuen oder höheren Spitzensteuersatz erheben.
Das Geld des Staates kommt eben nicht ausschließlich aus Steuern. Woher kommt denn das Geld, womit die Leute ihre Steuern zahlen? Wenn du den Gedanken immer weiter fortsetzt, entsteht ein unendlicher Kreis. Das es kein anderes Geld als Steuerzahlergeld gibt ist eine neoliberale Erfindung von Thatcher. Hier empfehle ich paar Videos hiervon. Man muss sich aber drauf einlassen und die Gedanken eine Zeit reifen lassen. Anmerkung zu den Videos: Die Message ist NICHT, dass der Staat einfach Geld druckt und alles damit finanziert. Ich habe auch lange gebraucht um gewisse Zusammenhänge zu verstehen, die einem ein Leben lang anders vermittelt wurden.
Der Staat kann durchaus solche Milliardenpakete auflegen wie aktuell. Die 100 Mrd für die Bundeswehr wurden ohne Diskussion, ohne “wie finanzieren wir das?” erzeugt, das innerhalb einer 20min Rede. Es liegt vielmehr daran, was hinter den Ausgaben steht. Sind sie ein Investment, welches das Land und die Wirtschaft nach vorne bringt? Dann zahlen sie sich auch aus.
Du sagst obere Einkommen müssen stärker besteuert werden. Das denke ich auch und zwar deutlich, aber man sollte oben auch viel weiter oben anfangen lassen. Weiterhin sollte man Einkommen aus nicht Lohnarbeit (Finanzprodukte, Erbschaft en) stärker bestreuen, da Lohn in Deutschland tatsächlich hoch besteuert ist, die anderen Sachen aber kaum.
Laut Destatis https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?language=de&sequenz=tabelleErgebnis&selectionname=71211-0001#abreadcrumb finanziert sich der Staat zu 25% aus Einkommensteuern und 24% aus Mehrwertsteuern. Beides die größten Punkte. Also der Bürger und der Konsum.
Die unteren 50% der Einkommen (also unter 45.000€ Medianjahreseinkommen) kommem für 32% des Einkommensteueraufkommens auf. D.h. Gut 2/3 der Einkommenssteuer kommt von den 50% oberen Einkommen. https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Steuern/Lohnsteuer-Einkommensteuer/Tabellen/gde.html Mit ner krassen Spitze bei den Verdiensten von 75-125.000€ im Jahr, die 23% beitragen. Obwohl es nur 11% (4,7 Mill Menschen) Leute sind. Wenn du Spezialist bist, dann bist du schnell in dem Gehaltsbereich. Die zahlen am meisten Steuern absolut und prozentual.
Nein, ich bin nicht dafür diese Menschen, die sich hochgearbeitet haben noch mehr zu besteuern. Deutschland hat nach Belgien die höchste Besteuerung in Europa.
Ich bin dafür alle Einkommenssteuern radikal zu senken und stattdessen Erbschafts- und Kapitalsteuern stark zu erhöhen. Reich wird man Deutschland nicht durch Arbeit, sondern durch Geld und Erbschaft. Beides wird kaum besteuert.
Das hat ja inzwischen feudalistische Züge bekommen: Man bleibt in seiner Klasse und kommt durch eigene Kraft nicht mehr raus. Nur das Glück der Geburt bestimmt über deinen sozialen Status. Nach oben ist gedeckelt, denn da verhindert die Steuerlast den Aufbau von Vermögen. Reiche bleiben unter sich.
Das sind Anteile an den Steuereinnahmen. Der Haushalt umfasst aber mehr als Steuereinnahmen. Z. B. Der Verkauf von Staatsanleihen, Sondervermögen oder Beteiligung an Investitionsgesellschaften. Außerdem erhebt der Staat die Steuern in seiner eigenen Währung. Die Leute können sie also nur bezahlen, wenn sie vorher einmal Staatsgeld erhalten haben. Schulden sind im Prinzip auch nichts schlechtes, man muss nur den Gegenwert sehen. Aktuell Bremsen wir uns hier massiv aus und lassen dadurch Infrastruktur, Industrie, Bildung etc vor die Hunde gehen. Das alles schadet dem Land auf Dauer mehr als heute ein paar Schulden mit entsprechenden Investments zu machen.
Das starke Schultern mehr Tragen ist so in unserem Grundgesetz verankert und das halte ich auch für sinnvoll. Starke Schultern sollten aber natürlich wo anders beginnen, da je niedriger die Einkommen, desto höher die Konsumquote, hier wäre es unsinnig viel durch Steuern abzugreifen. Wenn Lindner oder CDU jedoch von Steuersenkung spricht fangen sie immer ganz oben an.
Ganz deiner Meinung, Steuern auf Lohnarbeit sind hier zu hoch meiner Meinung nach. Der Hochststeuersatz greift auch zu früh, ebenfalls deiner Meinung.
Das ist der Punkt. Von vielen leider öffentlich total falsch dargestellt und als Begründung für Steuer- und Abgabensenkungen an falscher Stelle missbraucht.
Die Vorstellung dass höhere Löhne gezahlt werden weil und an Leute die mehr leisten müsste erstmal bewiesen werden. Meiner Meinung nach ist das nicht der Fall. Die Lohnhöhe wird von allerhand Umständen bestimmt, vom Stallgeruch, über Nachnamen bis dahin dass man einfach Glück hat.
Besonders möchte ich auf den Maßstab aufmerksam machen. Einige Geschäftsführer zahlen sich das 200- oder sogar 300-fache aus von dem was sie ihren Angestellten bezahlen.
Man könnte auch andere spitzfindige Fragen stellen. Haben Elon Musk und Jeff Bezos wirklich der Welt so viel mehr gebracht als zum Beispiel die Wissenschaftler welche die Corona Impfstoffe entwickelt haben?
Leistet ein ITler der ne hübsche GUI für irgendeine Software entwickelt hat wirklich z.B. das doppelte wie Krankenpflegepersonal im OP oder im Nachtdienst auf der Intensivstation?
So kann man immer weiter machen. Die Idee dass sich am Gehalt oder Vermögen die Leistung ablesen lässt (oder umgekehrt) ist bs.
Kann ich dir beweisen, da ich im Umfeld von hochqualifizierten und auch Chefetage arbeite. Also erstmal investiert du 5-7 Jahre (Studium, Doktor und/oder MBA) zusätzliche Ausbildungszeit, die nicht bezahlt ist und dir auch das entsprechende Gehalt fehlt. Macht schonmal -5-7 * 43.200€ Median = 216-302.000 €
Dann musst du bereit sein Überstunden zu schieben, die bei einem Gehalt von 90.000€ + erwartet oder vertraglich beschrieben werden. Das Problem ist ja, du bist so ein Spezialist, dass nicht mal eben ein Kollege das übernehmen kann. Bei Führungskräften werden Überstunden erwartet und nicht extra vergütet.
So viel zum finanziellen. Du startest später ins Berufsleben und bist im Minus, verglichen mit Unstudierten. Das musst du auch erstmal wieder reinholen, da höhere Löhne ja auch deutlich mehr Steuern abdrücken als niedrige. Ich stelle mal die kühne These auf, dass es sich für Frauen mit 2 Kindern finanziell ein Minusgeschäft ist, wenn sie 6 Jahre Kinderzeit nehmen. Die kriegen das Geld nicht mehr rein. Wäre ne Ausbildung finanziell vermutlich besser gewesen.
Wenn dich das nicht abschreckt, dann muss dir klar sein, dass du als Führungskraft deine Seele verkaufst. Du bist immer für die Firma da und denkst an sie. Ich arbeite in einem Umfeld mit vielen Führungskräften und vielen Aufsteigern. Ich kann dir sagen, dass ich nur eine Führungsfrau kenne, die Kinder hat. Von 15! Die hat 3 und kommt ausm Osten. Da ticken die Frauen anders wegen Kinderbetreuung. Ist aber OT. Es gibt durchaus Gründe, warum heute weniger Leute Führungskraft werden wollen. Ich will mit das nicht antun, hätte aber die Chancen gehabt.
GF‘s haben meiner Meinung nach nichts mit dem Thema zu tun. Das ist extreme Randerscheinungen. Und sowieso ein Großteil Psychopathen.
Die Frage, die du stellst ist, was ist Arbeit wert? Das ist eine gesellschaftliche Frage. Wie hoch ist die Entlohnung einer Arbeit? Je einfacher Leute eingearbeitet werden können, je weniger Lohn wird gezahlt.
Putzkraft bekommst idR Mindestlohn. Ist Sauberkeit für uns wertvoll? Ja. Gibt du dafür mehr als deinen Stundenlohn aus? Nein, dann machst du es lieber selbst. Machst du die Elektrik selber? Machst du dein PC setup selber? Diagnostiziert du deine Krankheiten selber? Und so weiter
Ich bin schon ein paar Jahrezehnte im Berufsleben und habe sowohl eine Ausbildung (Fachinformatik) als auch ein Studium (Bioinformatik) absolviert. Ich vermute du bist noch relativ neu im Berufsleben und dementsprechend von vermeintlichen Overachievern geblendet.
Realität ist dass der durchschnittliche Arbeitnehmer Überstunden leistet und ebenfalls regelmäßig mit dem Kopf bei der Arbeit ist. Und trotzdem nicht das Gehalt seines Vorgesetzten oder dem mittleren Management erreicht. Leistungsbereitschaft und Engagement ist eine Frage des Individuums und nicht eine Frage in welcher Position man arbeitet.
Es ist übrigens auch nicht so, dass die Vergütung von Überstunden von deiner Position im Gewerbe abhängt, sondern von deinem Gehalt.
Mit
Und
näherst du dich schon eher der Wahrheit.
Deine Aussage war ja, dass die Mehrleistung belohnt wird. Ich sehe das damit schon als widerlegt an. Es wird eben nicht nach Leistung bezahlt, sondern danach ob man einfach und schnell Ersatz findet.
Am Ende benötigt auch der Chefingenieur die Putzkräfte die sauber machen, die Buchhaltung und die Bestücker die am Lötkolben sitzen. Aber diese bekommen deutlich weniger Gehalt, nicht weil sie weniger leisten, sondern einfach weil es ein Machtgefälle gibt. Die Putzkraft hat eine schlechte Verhandlungsposition und bekommt deswegen weniger Geld. Auch wenn sie ebenfalls 40 Stunden in der Woche + Überstunden, Nachtschichten, etc. leistet.
Bin schon länger im Berufsleben. Habe auch alle möglichen Arbeitsverhältnisse schon gehabt: Selbstständig, Startup, MiniJob, AN ohne und mit Gewerkschaft, aussertariflicher AN. Klein, mittel und Großunternehmen. Als AN hat man es verdammt einfach an sein Geld zu kommen und ist gut geschützt. Deshalb habe ich das auch gewählt.
Ich sage nicht, dass andere AN auch mit dem Kopf bei der Arbeit sind und Überstunden machen. Das Level ist bei der Chefetage aber ein anderes. Der Druck auch. Das wird ja immer gerne unterstellt, dass Chefs es soooo einfach haben. Ich vermute da spielt die deutsche Neidkultur mit rein.
Kenne einen der ist geflogen, weil er Zahlen gefälscht hat. War neu als Chef, konnte nicht liefern und kam mit dem Druck nicht klar. Als „normaler“ AN hast du das nicht. Btw kein Kündigungsschutz.
Und dann noch das ganze Personalthema. Hast du schon mal deine Abteilung aufgelöst? Oder musstest Leute entlassen, die gerade junge Eltern geworden sind? Wie kriegst du Arbeitsunwillige motiviert und Stinkstiefel gezähmt? Das ist nicht so einfach, gerade in Bürojobs.
Ich will hier keine Lanze für die Chefetage brechen, mich nervt nur dieses „also ich arbeite wirklich und es ist so anstrengend, aber die anderen, die haben es ja so einfach“ Je einfacher die Jobs, je einfacher die Probleme, mit denen man sich rumschlagen muss. Und das spiegelt sich im Gehalt wieder.
Kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Wenn du als Angestellter Zahlen fälschst und ähnliches kann man dir ebenfalls kündigen. Manchmal wird man auch einfach dem Stellen-Abbau geopfert oder von vornherein nur befristet angestellt.
Der große Unterschied: mit geringem Gehalt kann man sich kein Haus kaufen, Auto ohne Kredit anschaffen oder sich ein Polster ansparen. Gerade so über die Runden zu kommen mit einem niedrigen Gehalt ist ein Druck den sich sehr viele Gutverdiener gar nicht vorstellen können.
Klar. Aber du musst es als Angestellter nicht. Wenn die Zahlen der Abteilung schlecht sind, kann dir das wurscht sein.
Sich in andere Lebenswelten reinzudenken ist leider eine Schwäche von allen Menschen. Habe das bei meinem damaligen Freundeskreis gesehen, als ich ein Vater geworden bin. Von meiner Nokidszeit hat nur eine Freundschaft überlebt.
regelmäßige Erhöhung von Mindestlohn und Existenzminimum an Inflationsrate koppeln?
Natürlich nachdem man den Warenkorb fürs Existenzminimum mal ernsthaft angeschaut hat. Mit 500€ kommt man nicht weit. Kannst davon ausgehen, dass auch bei (willkürliche Zahl) 700€ oder 800€ alles in den Wirtschaftskreislauf zurück fließt und nichts in Rücklagen - kann man also als generische Industrieförderung sehen. Oder man lässt sie deutlich mehr als die 100 und ein paar Euro behalten, die sie in Minijobs verdienen können, damit auch mal n Stück Kuchen im Café drin ist, statt immer nur maximales sich selbst Einschränken.
Und der Mindestlohn sollte natürlich erhöht werden - damit hat der Finanzminister mal recht, dass sich Arbeit lohnen muss. Dienstleistungen können aber nicht gut ins Ausland verlagert werden, also alles gut. Natürlich macht das ne ganze Menge an Problemen (ich denk gerade an Fahrdienste und ambulante häusliche Pflege für Rentner und körperlich Eingeschränkte. Reich sind die oft nicht.) Aber dafür darf die Politik Lösungen finden, die nicht das Fazit, wir können das Existenzminimum leider nicht erhöhen, weil sich sonst Arbeit nicht mehr lohnt, haben.
Dann läuft das genau die Situation, die ich beschrieben habe: Es lohnt sich nicht mehr sich anzustrengen. Ausbildung? Nö, da bekomme ich mehr über Sozialhilfe. Handwerker sein? Lohnt sich nicht, weil ich inzwischen Mindestlohn bekomme. Wurde so stark erhöht, aber mein Chef erhöhte nie mit. Mache ich lieber in Putzkraft oder Paketbote, weil Arbeitszeiten sind besser.
Das ist doch btw das Problem, warum Geflüchtete aus Syrien nicht in den Arbeitsmarkt reinfinden. Die sehen keinen Sinn darin, 3 Jahre für weniger Geld zu arbeiten.
Das kann doch nicht die Lösung sein, dass dann alle runterschrauben, weil es sich nicht mehr lohnt. Die Arbeit verschwindet ja nicht. Handwerker findest du kaum noch. Für „kleine Arbeiten“ kommen die gar nicht erst.
Quelle?
Viele haben übrigens große Probleme ihre Abschlüsse anerkannt zu bekommen und es dauert ewig bis sie her adäquate Beschäftigung finden: Laut Bundesärztekammer stellen Syrer inzwischen die größte Gruppe unter den ausländischen Ärzten. Im vergangenen Jahr waren 4970 syrische Ärzte in Deutschland beschäftigt. Dass so jemand nicht erst mal Taxi fahren will, sondern versucht seinen Beruf anerkannt zu bekommen und sich voll auf den Spracherwerb konzentriert ist mehr als verständlich.
Natürlich lohnt es sich eine Ausbildung zu machen oder weiter zur Schule zu gehen für einen höheren Abschluss. Ich finde es so lustig, dass die FDP auf der einen Seite so tut als würden alle die höhere Sozialleistungen beziehen sofort den Löffel hinschmeissen und nicht mehr arbeiten wollen, während sie gleichzeitig jammern, dass es eine Zwangsrente gibt wo doch alle so viel lieber länger arbeiten würden im Alter, weil das doch Bestätigung gibt und eine Aufgabe und sozialen Stautus und Weiterbildung und …
Ne, Menschen sind getrieben davon etwas leisten zu wollen, sich zu entwickeln, sich herauszufordern, mit anderen zu konkurrieren und brauchen sinnvolle Tätigkeiten. Nicht umsonst sind viele mit langfristigem Sozialbezug unglücklich, depressiv werden körperlich krank und möchten gerne arbeiten und tun alles um wieder ins Berufsleben zurückkehren zu können. Nur weil RTL halt immer nur Faulenzerfranz interviewt ist der gerade die Ausnahme nicht die Regel.
Dass wir keine Handwerker finden ist ein systemisches Problem und Geld ist davon nur ein Faktor. Der Arbeitsbereich ist sexistisch ohne Ende und erlaubt kaum bis garnicht Teilzeit. Da fallen dann Frauen und Mütter schon mal raus. Dann noch eine große Portion Rassismus und Fremdenfeindlichkeit oben auf und Unwille sich gesellschaftlichen Veränderungen zu stellen und jemanden einzustellen der nicht in eins von zwei Geschlechtern passt. Dazu dann noch extrem eingefahrene hierarchische Strukturen angefangen von Lehrjahre sind keine Herrenjahre zu der Chef hat immer recht die junge Menschen zu recht abschrecken. Aufstiegschancen sind mau, sich selbständig machen schwer und die alten Chefs treten lieber ab und machen den Laden ganz zu als von überhöhten Ablösesummen abzusehen oder über einen langen Zeitraum einem jungen Menschen die Übernahme zu gestatten wenn der nicht das eigene Kind ist und selbst dem macht man das Berufsleben schwer.
Dann müsste man halt von überzogenen Vorstellungen abgehen, was so ein Azubi mitbringen muss und sich die Leute ranziehen und in sie investieren, was auch kaum einer will. Immer mehr Handwerksberufe weigern sich Hauptschüler einzustellen, weil sie keinen Bock haben die zu fördern.
Und die Abiturienten suchen sich die Arbeitgeber aus und die Haupt- und Sonderschüler bekommen nichts mehr.
Und dann haben wir noch die extra tollen Situationen in denen Asylsuchende mit Ausbildungsplatz abgeschoben werden. Echte Glanzlichter so was.
Sich immer nach unten orientieren wird nichts verbessern. Menschen in Deutschland brauchen menschenwürdige Sozialleistungen, das ist das Minimum, nicht das Überleben sondern die Teilhabe an der allgemeinen Gesellschaft. Wenn wir das nicht mehr schaffen, haben wir ein grundsätzliches Problem, besonders angesichts der Milliardengewinne ganz oben. Es ist halt leichter unten jemandem was wegzunehmen als oben. dem oben schadet es aber nicht, unten Knausern schadet nicht nur dem Einzelnen der weniger bekommt sondern es schadet der Gesellschaft als Ganzes, mit Kindern die weniger Chancen haben und steigender Kriminalität, mehr kranken Menschen weil Armut krank macht, es befördert den rechten politischen Rand und so weiter.
Echt jetzt? Ich hoffe, Du weisst es einfach nicht besser, ansonsten wäre das schon echt übelst daneben.
Warum wäre das übelst daneben?
Auch da fehlt ein Element in der Debatte: Natürlich sollte es nicht sein, dass der Lohnabstand zwischen unausgebildeten Mindestlohntätigkeiten und qualifizierten Tätigkeiten mit Ausbildung, Berufserfahrung etc. stetig sinkt, so dass sich am Ende diverse Jugendliche die Frage stellen, warum sie überhaupt eine Ausbildung machen sollen.
Aber: Da ist dann die Frage, wie man die “qualifizierten Löhne” hoch bekommt. Und das geht dann halt über starke Gewerkschaften, ein vernünftiges Streikrecht, harte Sanktionen bei Behinderung von Betriebsräten und so weiter. Damit die Arbeitnehmer ihre Verhandlungsmacht ausspielen können - aber ich fürchte, dass das eben nicht das ist, was Christian Lindner da gefordert hat
(Und am Ende spielt da - wie bei so vielem - der völlig aus dem Ruder laufende Wohnungsmarkt eine Rolle. Wenn du auf der einen Seite die Miete gestellt bekommst oder eine Sozialwohnung und auf der anderen Seite dann die volle Wucht dieser Miet- und Kaufpreisexplosionen der letzten Jahre spürst, dann geht das genau auf diesen Abstand)
Gute Punkte. Die Gewerkschaften kannste alle in der Pfeife rauchen. Zu lahm, zu zahm, zu korrumpiert. Hat der Dachverband doch tatsächlich mal die GDL (die krawalligen Lokführer) ermahnt, nicht zu streiken! Unglaublich. Die Gewerkschaften tragen gehörige Mitschuld, an dem Debakel und sind Teil des Problems.
Wohnungsmarkt habe ich so noch gar nicht gesehen. Stimmt natürlich.
@DrunkenPirate ja, Mindestlohn weiter hoch. Idealerweise sollte der Rest dann verhandeln und anpassen.
Weil: das tut dir zwar weh, aber die Gesellschaft schuldet dir keine Firma.
Der Zweck von Firmen und Marktwirtschaft ist sie eine effektive und effiziente Lösung finden die sich insgesamt lohnt.
Wenn die Gesellschaft sagt, wir brauchen höheren Lohn muss eine Firma einen Weg finden wie es sich mit dem höheren Lohn rechnet, oder schließen.
Ich denke auch, dass das ein guter Weg ist. Die anderen Löhne sollten und müssten dann aber auch mit hochziehen.
Hatte mal ein Video mit einem Ökonomen gesehen, der dies befürwortet hat. Er meinte, dadurch würden viele Billiglohn-Jobs wegfallen, die die Gesellschaft nicht wirklich braucht. Sowas wie die ganzen Essenslieferanten, Zeitungsausträger, etc Diese Geschäftsmodelle würden sich dann nicht mehr tragen und wegfallen. Die frei werdenden Arbeitskräfte würden dann woanders einen -besser bezahlten- Job finden. Denke da ist was dran.